Geschlechtsspezifische Unterschiede des Verhaltens
Geschlechtsspezifische Unterschiede des Verhaltens
Warum Frauen so viel reden und Männer lieber schweigen? Warum Frauen besser zuhören und Männer besser einparken? Warum Männer ständig Sex haben wollen und Frauen Liebe?
Sind solche Redewendungen Ironie oder Realität? Welche Rolle spielt die Gehirnstruktur? Welche Einflüsse haben die Hormone? Sind diese Unterschiede angeboren oder erlernt?
Dieser Vortrag erklärt wissenschaftlich fundiert die Unterschiede zwischen männliche und weibliche Verhaltenschemata, warum Männer und Frauen unterschiedliche Fertigkeiten besitzen und warum sie anders denken und fühlen. Und vieles mehr.
- Evolution
- Hormonelle Unterschiede
- Neuroanatomische Unterschiede
- Biologische Unterschiede
- Unterschiede in der Sprachentwicklung
- Unterschiede im Denken:
- Visuell-räumliches Vorstellungsvermögen
- Orientierungsvermögen
- Wahrnehmung
- Unterschiede in Emotion
- Frauen, Männer und Krankheiten
- Frauen und Beruf
- Zusammenfassung
Quellenangaben:
Spiegel Special 4/ 2003: Wunder Gehirn | Neuropsychologie, Kolb u. Wishaw, Verlag: Spektrum, 2004
- Evolution des männlichen bzw. weiblichen Gehirns
Die Körper und Gehirne von Männern und Frauen haben sich über Jahrtausende aufgrund verschiedener Aufgabenbereiche vollkommen verschieden entwickelt, da sie sonst nicht überlebt hätten. Mit der Anpassung des Körpers an immer mehr ganz spezielle Funktionen, hat sich auch das Gehirn verändert. Männer wurden größer und stärker als die meisten Frauen, und ihr Gehirn hat sich ihren jeweiligen Aufgaben angepasst.
Männer als Jäger
Wenn Männer auf die Jagd gingen, war ein guter Orientierungssinn für sie lebenswichtig.
Frauen als Nesthüterin und Jägerin
Die Frauen dagegen entfernten sich nicht weit von der Höhle, wo die Kinder warteten. Sie sammelten Essbares in der Umgebung, kümmerten sich um die anderen Mitglieder der Horde und erfanden die Sprache. Das Gehirn der Frauen hat sich ebenfalls an die speziellen Aufgaben angepasst.
- Hormonelle Unterschiede
Beide Geschlechter haben „weibliche“ (Östrogen und Progesteron) und „männliche“ Geschlechtshormone (Androgene, meist Testosteron), jedoch in unterschiedlichen Konzentrationen.
Heute ist es bekannt, dass unser Gehirn bereit vor der Geburt von Hormonen programmiert und unser Denken und Verhalten von ihnen beeinflusst wird.
- Neuroanatomische Unterschiede
Forscher gehen heutzutage davon aus, dass es etwa 12 verschiedene strukturelle Unterschiede zwischen dem männlichen und weiblichen Gehirn gibt. Hier werden 2 erwähnt.
3.1 Corpus callosum (Balken)
Das Corpus callosum (Nervenfaser) verbindet beide Gehirnhälfte. Frauen haben ein größeres Corpus callosum. Das weibliche Gehirn zeigt eine höhere Anzahl an Verbindungen – 11% mehr innerviert als bei Männern – und hat den Vorteil, bei fast allen Tätigkeiten mehrere Bereiche des Gehirns zu aktivieren.
Das weibliche Gehirn zeigt eine mehr bilaterale Organisation zur Bearbeitung kognitiver Aufgaben.
Das männliche Gehirn ist stärker in Teilbereiche aufgeteilt. Im männlichen Gehirn sind spezielle Regionen für räumlich-visuelles Wahrnehmen, abstraktes Denken (Mathematik) und Problemanalyse stärker entwickelt als im weiblichen.
3.2 Der Hypothalamus ist das Zentrum der Sexualität
Frauen haben einen viel kleineren Hypothalamus als Männer. Darum haben sie auch im allg. einen wesentlich schwächeren Geschlechtstrieb als Männer.
Männer haben einen viel größeren Hypothalamus und dadurch ist deren Geschlechtstrieb sehr stark ausgeprägt. Es entsteht dadurch Geschlechtsunterschiede in der Sexualität. Der impulsive Geschlechtstrieb des Mannes dient einer klar definierten Aufgabe, nämlich sich zu reproduzieren, damit die Spezies Mensch nicht ausstirbt.
- Biologische Unterschiede
4.1 Reifung der Gehirne bei Mädchen
Bei Mädchen wachsen beide Gehirnhälften gleichmäßig, was ihnen den Vorteil einbringt, dass sie früher als Jungen sprechen und besser rechnen können.
4.2 Reifung der Gehirne bei Jungen.
Die rechte Gehirnhälfte wächst bei Jungen schneller und besser als die Linke, weil das Hormon Testosteron das Wachstum der rechten Gehirnhälfte fördert.
- Unterschiede in der Sprachentwicklung
Mädchen, Frauen und Sprache
Ein dreijähriges Mädchen verfügt über einen doppelt so großen Wortschatz – etwa 3000 Wörter – wie
gleichaltrige Jungen.
Das besser entwickelte Sprachvermögen bei Frauen ergibt, dass sie in sprachlichen Fertigkeiten den Männern überlegen sind.
Jungen, Männer und Sprache
Jungen leiden oft unter Sprachstörungen.
Männer haben kein erweitertes Sprachzentrum. Die Sprache der Männer ist wörtlich, kurz und zielorientiert.
- Unterschiede im Denken
6.1 Visuell-Räumliches Vorstellungsvermögen
Das visuell-räumliche Vorstellungsvermögen schließt die Fähigkeit ein, sich die Form, die Maße, die Bewegungen und die Lage von Dingen vorzustellen. Weiterhin umfasst es die Fähigkeit, sich im Gedanken vorzustellen, wie ein Gegenstand im Raum gedreht wird und wie man Dinge aus einer
3D-Perspektive wahrnimmt.
Männer und Frauen
Bei visuell-räumlichen Tests waren Männer aus verschiedenen Kulturkreisen überlegen:
92% der Männer geben richtige Antworten und nur 8% Prozent der Frauen. Diese Art von Tests macht die Ausmaße des räumlichen Vorstellungsvermögens von Männern sehr deutlich.
Männer die im Geiste Objekte im Raum hin und her drehen benutzen dazu eine Gehirnregion. Frauen jedoch zwei. Männer und Frauen benutzen unterschiedliche Bereiche des Gehirns, wenn sie die gleichen Aufgaben durchführen: Frauen zeigen sich neugierig, überlegen welche Deutung das Objekt haben könnte und benutzten gedanklich ihre Sprachregionen.
6.2 Orientierungsvermögen
Das Orientierungsvermögen von Männern und Frauen zeigt auch unterschiedliche Strategien.
Männer und Frauen
Ein Mann wird beim Kartenlesen weiterreden, aber das Radio ausschalten, weil seine Hörfunktionen nicht zusammen mit seinen Kartenlesefähigkeiten einsatzbereit sind.
Interessant zu beobachten: Wenn eine Frau einen Stadtplan in der Hand hat, wird sie aufhören zu reden, weil beide Funktionen in Konflikt treten. Auch das Lesen von Straßenkarten erweist sich für Frauen schwierig.
Bei all den Untersuchungen und Experimenten ist es jedoch wichtig zu beachten, dass es sich immer um Durchschnittswerte handelt, denn es gibt einen ganz erheblichen Überlappungsbereich in der Ausprägung eines bestimmten Merkmals.
Quellenangaben:
Spiegel Special 4/ 2003: Wunder Gehirn | Neuropsychologie, Kolb u. Wishaw, Verlag: Spektrum, 2004